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Bildungsurlaub: auch bekannt als Bildungsfreistellung, Bildungszeit oder Arbeitnehmerweiterbildung.

Obwohl die meisten Arbeitnehmer gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaub haben (Sonderregelungen in Sachsen und Bayern), nehmen ihn über 90 % nicht in Anspruch. Sicherlich liebt ein Teil der Beschäftigten seine Tätigkeit so sehr, dass er keine Auszeit möchte, anderen fehlt das Wissen über ihr Recht sich zur beruflichen Bildung freistellen zu lassen oder es existieren falsche bzw. keine Vorstellungen über die Möglichkeiten, die sich dem Einzelnen bieten.

Solltest du in einem Beamtenverhältnis stehen oder dich in Ausbildung befinden, variieren die gesetzlichen Bestimmungen in den einzelnen Bundesländer.

Bildungsurlaub – was bedeutet das konkret?

Der Anspruch auf Bildungsurlaub umfasst für Arbeitnehmer zumeist fünf Tage pro Kalenderjahr bzw. zehn Tage in zwei aufeinanderfolgenden Jahren. Letzteres erfordert zumeist die Zustimmung des Arbeitgebers. Bildungsurlaub wird ergänzend zu den regulären Urlaubstagen gewährt. Eine Lohnfortzahlung findet statt, es handelt sich somit um bezahlte Urlaubstage zur Fortbildung. 

Welche Arten von Bildungsurlaub kann ich nutzen?

Grob differenzieren lassen sich die Kategorien in Bildungsangebote zur beruflichen Weiterbildung, der politischen Bildung sowie der Qualifizierung zur Wahrnehmung ehrenamtlicher Tätigkeiten.

Das Angebot von Bildungsurlauben ist unglaublich breit gefächert: von Zertifikatskursen, Heilfasten, Sprachkursen in Japan, Programmierkursen am Wohnort, Studienfahrten nach Israel, Fotografie-Seminaren über Yoga-Kurse zum Stressabbau. Du merkst, es wird das ganze Spektrum an Weiterbildungen, die teilweise mehr oder minder starken beruflichen Bezug aufweisen, abgedeckt.

Die Preisspanne der Angebote zum Bildungsurlaub variiert von 100 Euro bis über 2.000 Euro und hängt zumeist von Veranstalter sowie Veranstaltungsart und in Anspruchnahme von Unterkunft / Verpflegung ab. Die Kosten kannst du (teilweise) auch steuerlich geltend machen.

Wichtig ist, dass das Bildungsangebot für das jeweilige Bundesland anerkannt ist.

Wie finde ich passende Angebote?

Angebote finden sich z.B. bei Volkshochschulen (zumeist die preisgünstigste Variante), Arbeitnehmerverbänden oder auf den Internetseiten des jeweiligen Bundeslandes. Eines der umfangreichsten Portale zur Suche nach der passenden Gestaltung des Bildungsurlaubs ist Bildungsurlaub.de. Hier finden sich neben ausführlichen Erklärungen auch mehrere Tausend Angebote. Diese können nach Anerkennung für das jeweilige Bundesland, Veranstaltungsort und –art sowie Themenbereich und Zeitraum gefiltert werden.

Wie geht es weiter?

Sobald du ein interessantes Angebot gefunden hast, kontaktierst du den Veranstalter. Dieser stellt dir die nötigen Unterlagen zur Einreichung bei deinem Arbeitgeber zur Verfügung (Anerkennung als Bildungsurlaub für dein Bundesland). Oftmals reservierst du bereits in diesem Schritt deinen Platz, den du nach der Zusage deines Arbeitgebers (erhältst du nach mehreren Wochen keine Reaktion seitens des Arbeitgebers, zählt dies ebenfalls als Zusage) bestätigst. Ich habe meinen ersten Bildungsurlaub mit Let’s Flow gemacht, hier hat dies super funktioniert. Der schriftliche Antrag auf Bildungsurlaub sollte deinem Arbeitgeber mehrere Wochen im Voraus vorliegen, die gesetzlichen Fristen variieren hier von ca. ein bis zwei Monaten.

Was ist im sowie nach dem Bildungsurlaub zu beachten?

Die zuvor durch den Veranstalter erhaltenen Unterlagen zu lesen und sich entsprechend der Veranstaltung vorzubereiten – Wanderschuhe anstelle von Highheels mitzubringen, wenn du dich für eine Trekkingtour entscheidest; Visa zu beantragen, falls du diese für deinen Aufenthalt benötigst – erwähne ich nur der Vollständigkeit halber. Vor Ort ist es wichtig, dass du tatsächlich an der Veranstaltung teilnimmst, denn du benötigst am Ende eine Teilnahmebescheinigung. Sich anzumelden, letztlich aber keinen Tag zu erscheinen ohne dies deinem Arbeitgeber mitzuteilen, kann sonst zu ernsthaften arbeitsrechtlichen Konsequenzen führen.

Nach dem Bildungsurlaub reichst du deine Teilnahmebescheinigung bei deinem Arbeitgeber ein und kannst hoffentlich noch lange Zeit von den vielen Erfahrungen zehren, die du in der Zwischenzeit sammeln konntest und freust dich bereits auf deinen nächsten Bildungsurlaub.

Steuererklärung und Bildungsurlaub

Viele Kosten für deinen Bildungsurlaub kannst du steuerlich geltend machen, sofern dieser einen Bezug zur eigenen Berufstätigkeit oder Aufrechterhaltung der beruflichen Leistungsfähigkeit aufweist. Hilfreich ist es, wenn im Titel bspw. Hinweise wie „im Job“ oder „für Ihren Berufsalltag“ auftauchen.

In „Anlage N“ kannst du unter „Fortbildungskosten“

  • die Kosten für die Veranstaltung zur Weiterbildung,
  • die Kosten für die Unterkunft,
  • Fahrtkosten sowie
  • eine Verpflegungspauschale

geltend machen.

Die Fahrtkosten werden aktuell mit 0,30 Euro pro Kilometer für An- und Abfahrt angegeben. Bei der Verpflegungspauschale können für ganztägige Abwesenheit 28 Euro und für den An- und Abreisetag 14 Euro geltend gemacht werden. Falls in den Kosten für die Unterkunft / die Veranstaltung bereits Verpflegung inkludiert ist, muss die Pauschale gekürzt werden (abzüglich 20 % bei der Bereitstellung von Frühstück und je 40 % für Mittag- und Abendessen).

Die Anerkennung der Kosten von Sprachkursen kann mit dem jeweiligen Sachbearbeiter des Finanzamtes variieren. Auch hier solltest du bei Nachfragen schlüssig erläutern können, dass die Verbesserung deiner Sprachkenntnisse nicht privater Natur ist, sondern deiner beruflichen Tätigkeit zu Gute kommt. Noch spezieller wird es, wenn du einen Sprachkurs im fernen Ausland machst, bspw. Businessenglisch auf Kuba oder Spanisch in Argentinien, obwohl diese Kurse auch in deutlich näherer Distanz und zu geringeren Kosten angeboten werden. Unter diesen Umständen solltest du damit rechnen, dass nur ein Teil der Kosten anerkannt und der andere als Privatvergnügen verstanden wird. Falls dein Unternehmen eng mit einem Auftraggeber in dem Land kooperiert und es für die berufliche Tätigkeit einen Nutzen hat, die Lebensweise vor Ort kennenzulernen, lohnt es sich, dir vom Arbeitgeber eine Bescheinigung hierüber ausstellen zu lassen, die du dem Finanzamt vorlegen kannst.

Weiterführende Links

Bildungsurlaub – aktuell (Verdi): Verschiedene Angebote des Bildungswerkes.

Bildungsurlaub.de: Großes Angebot an Seminaren in Deutschland und der Welt sowie weiterführende Informationen.

Bildungsurlauber.de: Vielzahl an Kursen und Online-Angeboten.

Verpflegungsmehraufwand: Erläuterungen und aktuelle Pauschalen.